Mit Transparenz und Bürgerbeteiligung ist das so eine Sache: Sie wird einerseits gern postuliert, andererseits sollen die Bürger/innen bitteschön den Regierenden nicht zu doll ins Werk fuschen. So zumindest läuft die Öffentlichkeitsarbeit des Hamburger Senats in Bezug auf Olympia. Es gibt die „Einladung“ an alle Hamburger/innen, sich an dem Fragenkatalog des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zu beteiligen und kreative Antworten zu schicken. Anstatt die Antworten der engagierten Bürger/innen direkt in einem Blog sichtbar zu machen, um so eine Diskussion überhaupt zu ermöglichen, gibt es nur eine Mailadresse für Vorschläge. So bleibt es ein Geheimnis des Senats, welche Ideen und Feedbacks dort eintrudeln. Weiterlesen
Archiv des Autors: Nicole Vrenegor
NOlympia-Bündnis Berlin gegründet
In Berlin hat sich ein NOlympia-Bündnis gegründet und wir senden solidarische Grüße und nehmen dies zum Anlass, an unseren Ratschlag (N)Olympia-Hamburg am 14. August zu erinnern. Anbei die erste Presseerklärung der Olympia-Gegner/innen in Berlin. Auch wir sind der Meinung, dass Olympia nicht das ist, was Hamburg braucht und hoffen, dass wir in beiden Städten Olympia verhindern werden. Für eine soziale, ökologische und vielfältige Stadtpolitik überall! Weiterlesen
NOlympia Hamburg proudly presents… Neumanns Figuren Ballett
Heute mit Diskurs-Werfer Michael Neumann
Warum die Hamburger Olympia-Bewerbung nicht mal sportlich nehmen? Von erfolgreichen Trainer/innen wissen wir, dass die Analyse des Gegners für die eigene Spieltaktik enorm wichtig sein kann. Nehmen wir uns heute den Hauptpromoter der Olympiade vor, Michael Neumann, und analysieren seine typischen Spielzüge und Diskurs-Figuren. Bei seinem Auftritt im Haus des Sports zeigte der hemdsärmelige Innensenator jedenfalls schon eine Menge Tricks, die wir Euch hier nicht vorenthalten wollen. Weiterlesen
Olympisches Rechnen und andere Wagnisse
Hamburger Sportbund und Sportsenator sind sich einig über Olympia
Noch nicht einmal ein Jahr ist es her, da sprach sich der Hamburger Sportbund (HSB) gegen eine Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Sommerspiele 2024 aus. Und da nicht klar sei, wer am Ende auf den Kosten hängen bleiben würde, hatte auch der Senator für Inneres und Sport, Michael Neumann (SPD), abgewunken. Lediglich Uwe Seeler stand damals mit seinem Wunsch, nach einer erneuten Olympiakandidatur, allein auf weiter Flur.
Am Montag luden die Sportfunktionsträger des HSB und ebendieser Senator nach Eimsbüttel, um ihre Olympia-Begeisterung unter die organisierten Sportler (darunter auch ein paar Sportlerinnen) zu bringen. „Wir wollen es wagen“, war die Botschaft des Abends und wer sich konkrete Informationen über diese Olympia-Bewerbung erhofft hatte, der wurde vertröstet. „Wir reden hier nicht über ungelegte Eier“, so Neumann. Also wurde heute nicht über konkrete Flächen, Projekte und mögliche Auswirkungen geredet, sondern es blieb bei der abstrakten Skizze einer Olympiade, die ihr „Herzstück im Hafen“ habe und „keine Anwohnerinnenproblematik“ mit sich bringe. Die Wilhelmsburger Reichsstraße wird endlich verlegt und Wilhelmsburg erhielte eine U-Bahn mit einem Schlenker über das neu entstandene Olympische Dorf. Kurz: Wir haben es hier – so wurde mehrfach betont – mit einem Konzept zu tun, das „organisch die Stadtentwicklung fortsetze“ und dies müsse man jetzt nur noch den Bürgerinnen und Bürgern vermitteln.
Auch beim Blick auf die Kosten hat Neumann eine positive Botschaft: Der größte Teil finanziere sich über Bundesmittel, die aber nur dann fließen, wenn Hamburg die Olympiade ausrichte und nicht Berlin. Als Infrastrukturkosten im Zuge der Olympiade nannte Neumann die Zahl von einer Milliarde Euro, die man auf zehn Jahre verteilen müsse, was „eine machbare Summe von 100 Millionen Euro pro Jahr“ ergebe würde. Im Prinzip seien, so Neumann, die anfallenden Kosten lediglich vorgezogene Kosten für Infrastrukturprojekte, die man sowieso vorhabe. Dass genau diese Kosten das Hauptargument der Gegner/innen sein werden, ist wohl auch den Olympia-Sympathisanten mehr als klar.
Als Referenzstadt wird immer wieder London genannt, nicht nur wegen der Größe, sondern auch wegen der gemeinsamen hanseatischen Tradition des Understatements. Rückbaubar und nachhaltig sollten die Londoner Spiele sein, auch dies ein Vorbild für Hamburg. Und seit ein paar Tagen rechnet die britische Regierung vor, dass London finanziell mit einem Plus aus den Sommerspielen 2012 hervorgegangen sei, weiß der Hamburger Innensenator zu berichten. Doch ist nicht alles Gold, was glänzt: Die Zahlen sind geschönt, rechnen Wirtschaftsanalytiker vor, weil u.a. die Umsätze, die auch ohne Olympia gemacht worden wären, nicht gegengerechnet wurden; Mietsteigerungen von mehr als 10 Prozent im East End sind keine Seltenheit und ob die geschaffenen Arbeitsplätze im schlecht bezahlen Dienstleistungsbereich wirklich von Dauer sein werden, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen.
Auf jeden Fall zeigt London, welche Kosten wirklich auf die Hansestadt zukommen würden. So beliefen sich die Gesamtinvestitionen der britischen Regierung, um die Olympischen Spiele und die Paralympics auszurichten, auf 20,1 Mrd. Pfund. Und wenn Senator Neumann mit Verweis auf die Schuldenbremse betont: „Olympia auf Pump wird es nicht geben“, dann bleibt die Frage, wer bitte schön die anfallenden Kosten tragen wird. Zum Zeitpunkt, als alle Bürgerentscheide um die Winterspiele 2022 in Bayern scheiterten, stellten sich Sportbund und Sportsenator genau diese Frage und die damals gegebenen Antworten waren eindeutig.
Am Anfang war das Bild
Lange bevor überhaupt der erste Spatenstich gesetzt wurde, gab es das Bild. Zu sehen war der schlicht-funktionale Kaispeicher A, auf dem sich ein schimmernder 100 Meter hoher Überbau türmte: die Elbphilharmonie. Ein grandioser Entwurf des Architektenbüros Herzog & de Meuron sei dies, viel mehr noch, eine Vision für Hamburg, jubelte das Hamburger Abendblatt und begeisterte Mäzen schenkten der Stadt über 30 Millionen Euro, um die fehlende Finanzierungslücke zu schließen. Insgesamt sollte das Ganze 186 Millionen Euro kosten, wovon die öffentliche Hand lediglich 77 zu tragen habe. Am Ende dann die fette Rechnung: Die Kosten für das „Jahrhundertprojekt“ belaufen sich derzeit auf 789 Millionen Euro. Ein teures Bild hat sich die Stadt da gegönnt.
Mit Hamburgs Olympiabewerbung könnte sich genau diese Image- und Bildkampagne in unguter Art und Weise wiederholen. Die Handelskammer hat mal wieder große Visionen, die Bildzeitung kramt geheime Pläne aus und wer nicht dafür ist, der ist ein miesepetriger Spielverderber. Dabei nutzt ein nüchterner Blick auf die Gewinne und Verluste, die verschiedenen austragenden Olympia-Städte und -länder in den letzten Jahrzehnten gemacht haben. Hier listet das Handelsblatt anschaulich ein paar Städte auf, die sich gewaltig an Olympia verhoben haben.
Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen (und auch hier ließe sich über die Frage diskutieren, wer hat – außer den Sponsoren – wirklich davon profitiert?) bedeutet Olympia vor allem eins: gigantische Kosten zu Lasten öffentlicher Haushalte. Hinzu kommen unkalkulierbare Folgekosten durch Leerstand, Verschuldung, sowie steigende Mieten. Also Augen auf beim Bilderkauf, denn der schöne Schein trügt.
